5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Anticholinergika
ATC-Code: A02BX03
Pirenzepin ist ein Anticholinergikum, dessen pharmakologische Wirkung auf der kompetitiven Blockade von Muskarinrezeptoren (= M-Cholinozeptoren) beruht. Dosisabhängig reduziert Pirenzepin – vor allem über eine Herabsetzung der Sekretvolumina, weniger über eine Beeinflussung der H+-Ionen-Konzentration – die experimentell stimulierte Magensäuresekretion durch kompetitive Blockade der M1-Rezeptoren an autonomen Ganglienzellen und parakrinen Zellen des Magens. Dies ist die hauptsächliche Wirkung von Pirenzepin in therapeutischer Dosierung von 100 mg. D. h. in therapeutischer Dosierung von 100 mg besitzt Pirenzepin eine gewisse, aber nicht ausschließliche Selektivität für M1-Muskarinrezeptoren.
Im Gegensatz zu den klassischen Muskarinrezeptor-Antagonisten wie Atropin bindet Pirenzepin nicht mit gleich großer Affinität an die verschiedenen Muskarinrezeptoren: an den Rezeptoren des Herzens (M2-Rezeptoren) und der glatten Muskulatur (M3-Rezeptoren) ist die Affinität geringer als an denen der exokrinen Drüsen (M3-Rezeptoren) und denen des Cortex und der peripheren Ganglien (M1-Rezeptoren). Daher gilt Pirenzepin in niedriger Dosierung als selektiver M1-Muskarinrezeptor-Antagonist. Bei ansteigender Dosierung von Pirenzepin werden jedoch auch andere Muskarinrezeptoren besetzt und dadurch das Auftreten anticholinerger (atropinartiger) Nebenwirkungen verursacht.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Pirenzepin wird nur teilweise aus dem Gastrointestinaltrakt resorbiert, die absolute Bioverfügbarkeit beträgt etwa 14 % nach oraler Applikation auf nüchternen Magen, bei vollem Magen ist die Resorption ca. 25 % geringer. Die relative Bioverfügbarkeit im Vergleich zu einer oral gegebenen Lösung liegt bei 99 %. Nach oraler Mehrfachgabe von 50 mg-Tabletten 2x täglich wurden nach ca. 1,3 Stunden maximale Plasmaspiegel von ca. 82 ng Pirenzepin/ml erreicht. Nach oraler Mehrfachgabe von 25 mg Pirenzepin werden auf Grund der Dosisproportionalität ca. 41 ng/ml erreicht.
Pirenzepin hat nur eine geringe Plasma-Protein-Bindung (ca. 12 %). Die Diffusion durch die Bluthirnschranke und Plazenta ist gering und nur minimale Mengen sind in der Muttermilch nachweisbar. Verteilungsvolumina von etwa 13 l im zentralen Kompartment bzw. ca. 140 l (Vss -Verteilungsvolumen im Steady State) wurden nach intravenöser Injektion errechnet.
Die Metabolisierung von Pirenzepin ist gering. Hauptmetabolit ist das pharmakologisch inaktive Desmethylpirenzepin, das beim Mensch aber weniger als 10 % der Gesamtradioaktivität widerspiegelt.
Nach parenteraler Gabe erfolgt die Ausscheidung zu gleichen Teilen über Faeces und Urin. Die Gesamt-Plasmaclearance beträgt 250 ml/min. Die renale Clearance beträgt die Hälfte davon, was etwa der glomerulären Filtrationsrate entspricht. Nach oraler Einnahme erfolgt die Elimination des Wirkstoffs innerhalb von 4 Tagen zu 90 % im Stuhl und zu 10 % im Urin. Der Unterschied zur parenteralen Gabe liegt in der geringen Resorption. Pirenzepin wird mit einer mittleren Halbwertszeit von 10 – 12 Stunden ausgeschieden.
Weder Leberinsuffizienz noch leichte oder mäßige Niereninsuffizienz beeinflussen die Pharmakokinetik von Pirenzepin maßgeblich. Bei deutlich eingeschränkter Niereninsuffizienz (ClKreatinin < 30 ml/min) treten deutlich im Steady state ca. 2fach höhere Plasmaspiegel auf.
Bioverfügbarkeit
Eine im Jahr 1989 durchgeführte Bioverfügbarkeitsuntersuchung an 12 Probanden mit Mehrfachgabe ergab folgende Ergebnisse:
Angabe der Werte als Mittelwert und Streubreite
Mittlere Plasmaspiegelverläufe nach Mehrfachgabe in einem Konzentrations-Zeit-Diagramm:
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Aus den Untersuchungen zur chronischen Toxizität liegen keine Erkenntnisse vor, die zu dem Verdacht führen, dass beim Menschen bisher unbekannte Nebenwirkungen auftreten könnten. Außerdem zeigte sich in In-vivo- und In-vitro-Studien kein Hinweis auf ein mutagenes oder kanzerogenes Potenzial.
Bei Mäusen, Kaninchen und Ratten war Pirenzepin auch bei hohen oralen Dosen nicht embryotoxisch oder teratogen. Bei der Ratte (oral gegeben, wurden nur ca. 11 % Pirenzepin resorbiert) war bis 1000 mg/kg/Tag bzw. 250 mg/kg/Tag die Fertilität bzw. die fetale und postnatale Entwicklung nicht beeinträchtigt.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Hoch disperses Siliciumdioxid, Lactose-Monohydrat, Maisstärke, Magnesiumstearat (Ph.Eur)
6.2 Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
3 Jahre
Dieses Arzneimittel soll nach Ablauf des Verfalldatums nicht mehr angewendet werden.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
PVC/Aluminiumblister
OP mit 50 Tabletten
OP mit 100 Tabletten
Klinikpackung mit 500 (10 x 50) Tabletten
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung
Keine besonderen Anforderungen.
7. INHABER DER ZULASSUNG
Hikma Farmacêutica (Portugal), S.A.
Estrada do Rio da Mó 8, 8A e 8B, Fervença
2705-906 Terrugem, SNT
Portugal
Mitvertrieb:
Hikma Pharma GmbH
Lochhamer Str. 13
82152 Martinsried
Deutschland
8. ZULASSUNGSNUMMER
4809.00.01
9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG
Datum der Zulassung: 05. Oktober 1984
10. STAND DER INFORMATION
09.2018
11. VERKAUFSABGRENZUNG
Verschreibungspflichtig