5. Pharmakologische Eigenschaften
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Antipsychotika
ATC-Code: N05 AD03
Melperon ist ein schwach bis mittelstark wirkendes Neuroleptikum aus der Reihe der Butyrophenone. Wie im Tierversuch gezeigt wurde, rufen Butyrophenone eine Blockade der Dopaminrezeptoren hervor und verringern dadurch die Wirkung des Dopamins als Überträgersubstanz. Melperon zeigt bei In-vitro-Versuchen eine um etwa den Faktor 200 schwächere Affinität zu D2 -Rezeptoren als Haloperidol. In vitro zeigt Melperon eine im Vergleich zur antidopaminergen Wirkung starke Antiserotonin-Wirkung.
Sowohl die zentrale, als auch die periphere anticholinerge und antihistaminerge Wirkung von Melperon ist kaum messbar.
Melperon führt dosisabhängig zunächst zu einer affektiven Entspannung mit erhöhter Schlafbereitschaft, und erst bei höheren Dosierungen tritt eine antipsychotische Wirkung im Sinne einer Beeinflussung von Sinnestäuschungen, Wahnvorstellungen und Autismus ein. Neben diesen für schwach potente Neuroleptika typischen Hauptwirkungen sind für Melperon muskelrelaxierende sowie antiarrhythmische Wirkungen beschrieben worden.
Melperon verlängert im therapeutisch relevanten Konzentrationsbereich im Tierversuch und beim Menschen die Dauer des Aktionspotenzials und wird daher als Klasse III-Antiarrhythmikum eingestuft.
Im Gegensatz zu anderen Neuroleptika hat Melperon in therapeutischen Dosen keinen negativen Einfluss auf die Höhe der zerebralen Krampfschwelle; Untersuchungen deuten darauf hin, dass es bei Anwendung im therapeutischen Dosisbereich eher zu einer geringgradrigen Anhebung der Krampfschwelle kommt. Die Wirkung auf das extrapyramidal-motorische System ist bei Melperon nur schwach ausgeprägt.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Melperon wird nach oraler Gabe rasch und vollständig resorbiert und unterliegt einem hohen First-pass-Effekt.
Maximale Plasmakonzentrationen wurden bei oraler Verabreichung nach 1 bis 1,5 Stunden gemessen. Nach intramuskulärer Injektion werden maximale Plasmaspiegel bereits nach 30 Minuten erreicht. Höhere Dosen führen zu einem nichtlinearen, relativ stärkeren Anstieg der maximalen Plasmakonzentration, der wahrscheinlich auf eine Sättigung der hepatischen Metabolisierung zurückzuführen ist.
Die Plasmaeiweißbindung liegt bei 50% (davon 18% an Serumalbumin); das Verteilungsvolumen nach intravenöser Gabe bei 7 bis 10 l/kg KG. Die Bioverfügbarkeit beträgt nach oraler Gabe ca. 60%.
Resorption und Serumkonzentration werden durch Nahrungsaufnahme nicht beeinträchtigt.
Melperon wird rasch und nahezu vollständig in der Leber metabolisiert; im Tierversuch konnten im Urin eine Reihe von Metaboliten nachgewiesen werden; 5 – 10% der Substanz werden renal unverändert eliminiert. Die Eliminationshalbwertszeit nach oraler Applikation wurde bei Einmalgabe mit 4 – 6 Stunden ermittelt, bei wiederholter Gabe steigt die Eliminationshalbwertszeit auf etwa 6 – 8 Stunden an. Nach intramuskulärer Applikation liegt die Plasmahalbwertszeit bei ca. 6 Stunden.
Es liegen keine Angaben darüber vor, ob die Metabolisierung von Melperon durch enzyminduzierende Substanzen (z.B. Phenobarbital, Phenytoin, Carbamazepin) beschleunigt wird, wie das von anderen Butyrophenonderivaten bekannt ist.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Akute toxische Wirkungen von Melperon betreffen vorwiegend das zentrale Nervensystem, das vegetative Nervensystem und das Herz-Kreislaufsystem (siehe Abschnitt 4.9). Untersuchungen zur chronischen Toxizität an Ratten und Hunden ergaben dosisabhängig Störungen der Körpergewichtsentwicklung sowie vorwiegend neurologische Symptome (Sedierung, Salivation, Ptosis, Ataxie und Koordinationsstörungen). Hohe Dosen verursachten darüber hinaus vereinzelt Hypothermie, Hyperpnoe, Kollaps und Krämpfe.
Bisherige In-vitro- und In-vivo-Tests zur genetischen Toxikologie mit Melperon verliefen negativ. Kanzerogenitätsstudien an Ratten und Mäusen ergaben keine Hinweise auf ein tumorerzeugendes Potential.
Embryotoxizitätsuntersuchungen an Ratten und Kaninchen haben keine Hinweise auf ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko ergeben. Eine Fertilitätsstudie mit Beurteilung der postnatalen Entwicklung der Nachkommen an Ratten ergab eine verminderte Paarungsbereitschaft und eine Verlängerung der Tragzeit bei den behandelten Elterntieren. Die Fertilität war weder bei den Elterntieren noch bei den Nachkommen beeinträchtigt. Die Jungtiere zeigten normale Wachstums- und Überlebensraten. Es liegen keine Erfahrungen beim Menschen mit der Anwendung in der Schwangerschaft und in der Stillzeit vor.
Melperon wirkt am Herzen wie ein Klasse-III-Antiarrhythmikum und verlängert im therapeutisch relevanten Konzentrationsbereich (10–6M) die kardiale Aktionspotentialdauer in vitro. Durch die Verzögerung der kardialen Repolarisation können bestimmte Formen von ventrikulären Herzrhythmusstörungen bis zum Kammerflimmern auslöst werden.
6. Pharmazeutische Angaben
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Melperon STADA® 10 mg/ -25 mg
Calciumcarbonat, Carboxymethylstärke-Natrium (Typ A) (Ph.Eur.), mikrokristalline Cellulose, Hypromellose, Lactose-Monohydrat, Macrogol 6000, Magnesiumstearat (Ph.Eur.), Polysorbat 20, Hochdisperses Siliciumdioxid, Talkum, Eisen(III)-hydroxid-oxid × H2O (E 172), Titandioxid (E 171).
Melperon STADA® 25 mg/5 ml Lösung zum Einnehmen
Carmellose-Natrium, Citronensäure, Methyl-4-hydroxybenzoat (Ph.Eur.), Propyl-4-hydroxybenzoat (Ph.Eur.), Sorbitol-Lösung 70% (nicht kristallisierend) (Ph.Eur.), Tropical-Aroma, Gereinigtes Wasser.
6.2 Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
Melperon STADA® 10 mg
4 Jahre.
Melperon STADA® 25 mg
5 Jahre.
Melperon STADA® 25 mg/5 ml Lösung zum Einnehmen
5 Jahre.
Nach Anbruch 12 Monate haltbar.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.
6.5 Art und Inhalt der Behältnisse
Melperon STADA ® 10 mg/ -25 mg PVC/PVDC/Aluminiumblister.
Originalpackung mit 20, 50 und 100 Filmtabletten.
Melperon STADA ® 25 mg/5 ml Lösung zum Einnehmen
Braunglasflasche mit PE Verschluss. Originalpackung mit 200 ml und 300 ml Lösung zum Einnehmen.
Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu beseitigen.
7. Inhaber der Zulassung
STADAPHARM GmbH
Stadastraße 2 – 18
61118 Bad Vilbel
Telefon: 06101 603-0
Telefax: 06101 603-3888
Internet: www.stadapharm.de
Nur für Melperon STADA® 10 mg
Mitvertrieb
ALIUD PHARMA GmbH
Gottlieb-Daimler-Straße 19
D-89150 Laichingen info@aliud.de
8. Zulassungsnummern
46234.00.00
37930.00.01
37930.00.00
9. Datum der Erteilung der Zulassung/Verlängerung der Zulassung
Melperon STADA® 10 mg
Datum der Erteilung der Zulassung:
23. August 2001
Datum der letzten Verlängerung der Zulassung:
12. Januar 2009
Melperon STADA® 25 mg sowie Melperon STADA® 25 mg/5 ml Lösung zum Einnehmen
Datum der Erteilung der Zulassung:
25. Juni 1998
Datum der letzten Verlängerung der Zulassung:
02. Dezember 2004
10. Stand der Information
Juni 2022
11. Verkaufsabgrenzung
Verschreibungspflichtig