5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Alpha-Adrenozeptorantagonisten
ATC-Code: G04CA02.
Dieses Arzneimittel wird ausschließlich für die Behandlung von Prostataerkrankungen eingesetzt.
Wirkmechanismus
Tamsulosin bindet selektiv und kompetitiv an postsynaptische α1-Adrenorezeptoren, überwiegend an die mit α1A und α1D bezeichneten Subtypen. Die so erzielte Relaxation der glatten Muskulatur der Prostata und der Urethra führt zur Reduzierung des Tonus und damit zu einer Verbesserung des Harnflusses.
Pharmakodynamische Wirkungen
Tamsulosin erhöht die maximale Harnflussrate. Es reduziert die Obstruktion, indem es eine Relaxation der glatten Muskulatur in der Prostata und der Urethra bewirkt und dadurch die obstruktiven Symptome lindert. Außerdem lindert Tamsulosin die irritativen Symptome, die bei einer Blaseninstabilität von großer Bedeutung sind.
Diese Wirkungen von Tamsulosin auf die Füllungs- und Entleerungssymptome bleiben auch bei Langzeitanwendung erhalten, wodurch die Notwendigkeit für eine operative Behandlung oder eine Katheterisierung signifikant verzögert werden kann.
Alpha-1-Blocker können den Blutdruck durch Herabsetzen des peripheren Widerstandes erniedrigen. Im Rahmen von Studien mit Tamsulosin wurde keine klinisch relevante Blutdrucksenkung bei normotensiven Patienten beschrieben.
Kinder und Jugendliche
Es wurde eine doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte Dosisfindungsstudie bei Kindern mit neurogenen Blasenentleerungsstörungen durchgeführt. Insgesamt wurden 161 Kinder (im Alter von 2 bis 16 Jahren) randomisiert und mit Tamsulosin in einer von drei Dosierungen (geringe Dosierung [0,001 bis 0,002 mg/kg], mittlere Dosierung [0,002 bis 0,004 mg/kg], hohe Dosierung [0,004 bis 0,008 mg/kg]) oder mit Placebo behandelt. Als primärer Endpunkt wurde das Ansprechen auf die Therapie festgelegt, definiert als Abnahme des Detrusor-Auslasswiderstandes (detrusor leak point pressure, LPP) auf < 40 cm H2O auf der Grundlage von zwei Messungen pro Tag. Sekundäre Endpunkte waren: absolute und prozentuale Veränderung des Detrusor-Auslasswiderstandes (LPP) seit Beginn der Studie, Verbesserung oder Stabilisierung einer Hydronephrose und eines Hydroureters, Veränderung der Urinmenge, die durch Katheterisierung bestimmt wurde sowie Häufigkeit des Einnässens zum Zeitpunkt der Katheterisierung gemäß Eintrag im Katheterisierungstagebuch.
Es wurde weder hinsichtlich des primären noch eines der sekundären Endpunkte ein statistisch signifikanter Unterschied zwischen der Placebo-Gruppe und einer der drei Tamsulosin-Dosisgruppen festgestellt.
Eine Dosis-Wirkungs-Beziehung wurde bei keiner der drei Dosierungen beobachtet.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Resorption
Tamsulosin wird aus dem Intestinum resorbiert und ist fast vollständig bioverfügbar. Die Resorption wird durch eine zuvor eingenommene Mahlzeit verlangsamt. Eine gleichmäßige Resorption kann sichergestellt werden, wenn Tamsulosin immer nach der gleichen Mahlzeit eingenommen wird. Tamsulosin zeigt eine lineare Kinetik.
Bei Einnahme einer Einzeldosis von Tamsulosin nach einer Hauptmahlzeit werden Plasmaspitzenspiegel nach ca. sechs Stunden erreicht. Im Steady State, das bis Tag 5 nach Beginn der Mehrfachgabe erreicht wird, liegt die maximale Plasmakonzentration etwa 2⁄3 höher als nach einer Einzeldosis. Obwohl dies nur bei älteren Patienten nachgewiesen wurde, sind die gleichen Ergebnisse wohl auch bei jüngeren Patienten zu erwarten.
Es treten hohe interindividuelle Schwankungen der Tamsulosin-Plasmaspiegel sowohl nach Einfach- als auch Mehrfachdosierung auf.
Verteilung
Beim Menschen ist Tamsulosin zu mehr als 99 % an Plasmaproteine gebunden, das Verteilungsvolumen ist gering (ca. 0,2 l/kg).
Biotransformation
Tamsulosin weist einen geringen First-Pass-Effekt auf. Der größte Tamsulosin-Anteil liegt im Plasma in Form des unveränderten Wirkstoffes vor. Die Substanz wird über die Leber metabolisiert. Bei Ratten wurde keine nennenswerte Induktion von mikrosomalen Leberenzymen durch Tamsulosin verursacht.
In vitro Ergebnisse deuten darauf hin, dass CYP3A4 und auch CYP2D6 am Metabolismus von Tamsulosinhydrochlorid beteiligt sind, mit möglicher geringerer Beteiligung von weiteren CYP-Isoenzymen. Die Hemmung der CYP3A4 und CYP2D6 Arzneimittel- metabolisierenden Enzyme kann zu einer erhöhten Exposition von Tamsulosinhydrochlorid führen (siehe Abschnitt 4.4 und 4.5).
Dosisanpassungen sind bei leicht eingeschränkter Leberfunktion nicht erforderlich. Die Metaboliten sind weniger wirksam und weniger toxisch als der Wirkstoff selbst.
Elimination
Tamsulosin und seine Metaboliten werden hauptsächlich über den Urin ausgeschieden, wobei etwa 9 % der Dosis in unveränderter Form vorliegen.
Die Eliminationshalbwertszeit beträgt beim Menschen ca. 10 Stunden (bei Gabe nach einer Mahlzeit) sowie 13 Stunden im Steady State.
Bei eingeschränkter Nierenfunktion ist keine Verringerung der Tamsulosin-Dosis erforderlich.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Toxizitätsstudien zur Einzel- und Mehrfachdosisapplikation wurden bei Mäusen, Ratten und Hunden durchgeführt. Außerdem wurde die Reproduktionstoxizität bei Ratten, die Kanzerogenität bei Mäusen und Ratten und die Genotoxizität in vivo und in vitro geprüft. Das allgemeine Toxizitätsprofil, wie es unter der Anwendung von hoch dosiertem Tamsulosin beschrieben wurde, entsprach den bekannten pharmakologischen Wirkungen von Alpha-Adrenorezeptorantagonisten.
Bei sehr hohen Dosierungen kam es bei Hunden zu Veränderungen im EKG. Diese Reaktion wird nicht als klinisch relevant erachtet. Tamsulosin zeigte keine relevanten genotoxischen Eigenschaften.
Es wurde eine erhöhte Inzidenz an proliferativen Veränderungen der Mammae bei weiblichen Ratten und Mäusen beschrieben. Dieser Befund, der wahrscheinlich auf eine Hyperprolaktinämie zurückzuführen ist und der nur bei hohen Dosierungen auftrat, wird als nicht klinisch relevant betrachtet.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Kapselinhalt
Mikrokristalline Cellulose
Methacrylsäure-Ethylacrylat-Copolymer (1:1) -Dispersion 30 % (Ph.Eur.)
Dibutyldecandioat
Siliciumdioxid-Hydrat
Polysorbat 80
Calciumstearat (Ph.Eur.) [pflanzlich]
Kapselunterteil
Gelatine
Titandioxid
Eisen(III)-hydroxid-oxid x H2O
Eisen(III)-oxid
Kapseloberteil
Gelatine
Titandioxid
Eisen(III)-hydroxid-oxid x H2O
Eisen(II,III)-oxid
Indigocarmin-Aluminiumsalz
6.2 Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
3 Jahre.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Nicht über 25 °C lagern.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
PVC/PVDC/Aluminiumblisterpackungen in Faltschachteln.
Packungsgrößen: 10, 20, 30, 50, 90, 100 Kapseln.
Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Keine besonderen Anforderungen.
7. INHABER DER ZULASSUNG
Zentiva Pharma GmbH
65927 Frankfurt am Main
Telefon: (01 80) 2 02 00 10*
Telefax: (01 80) 2 02 00 11*
_____________________________________
∗0,06 €/Anruf (dt. Festnetz); max. 0,42 €/min (Mobilfunk).
Mitvertrieb
Winthrop Arzneimittel GmbH
65927 Frankfurt am Main
8. ZULASSUNGSNUMMER
98625.00.00
9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG
Datum der Erteilung der Zulassung: 05.05.2017
Datum der letzten Verlängerung der Zulassung: 08. Juli 2021
10. STAND DER INFORMATION
Juli 2021
11. VERKAUFSABGRENZUNG
Verschreibungspflichtig.